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Wasserstraßenkreuz Magdeburg: Schiffshebewerk Rothensee

  

Das Schiffshebewerk Rothensee befindet sich nördlich von Magdeburg und überbrückt den Höhenunterschied zwischen dem Mittellandkanal und dem Rothenseer Verbindungskanal, der die Verbindung mit der Elbe und dem Magdeburger Hafen herstellt. Das Schiffshebewerk ist ältestes Modul des Wasserstraßenkreuzes Magdeburg und ein technisches Denkmal.
 
Schon zum Baubeginn in den 1930er Jahren war auch eine Trogbrücke über die Elbe geplant. Sie wurde jedoch vor dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr fertiggestellt. In der DDR-Zeit wurde diese Planung auch nicht mehr weiter verfolgt. Erst im Zuge der Verkehrsprojekte Deutsche Einheit (VDE) wurde sie als Wasserstraßenkreuz Magdeburg errichtet (VDE Nr. 17). Ursprünglich war das Schiffshebewerk daher nur als Anbindung der Elbe und Saale an den Mittellandkanal gedacht. Durch die über mehr als sechs Jahrzehnte nicht stattfindende Überbrückung der Elbe erhielt das Schiffshebewerk eine deutlich größere Bedeutung. Der gesamte Schiffsverkehr aus den Industriezentren Westeuropas nach West-Berlin passierte das Schiffshebewerk.

Durch die Fertigstellung der parallelen Sparschleuse Rothensee im Jahr 2001, die auch für größere Schiffstypen ausgelegt ist, verlor das Schiffshebewerk seine verkehrstechnische Bedeutung. Zunächst blieb es als technisches Denkmal in Betrieb. Der Bundesrechnungshof mahnte die Unrentabilität des Schiffshebewerkes bei Parallelbetrieb an. Aus diesem Grunde ist der Betrieb des Schiffshebewerks seit Ende 2006 eingestellt, wobei es Pläne gab, die Schwimmerschächte zuzubetonieren und somit eine Wiederinbetriebnahme unmöglich zu machen.
 
Das Schiffshebewerk hat bei normalen Wasserständen einen Höhenunterschied von 16m auszugleichen. Je nach Wasserstand der Elbe kann der Wert jedoch zwischen 11m und 18m schwanken. Die Hubzeit beträgt 3min. Die gesamte Abfertigung mit Einfahren des Schiffes, Schließen und Öffnen der Tore benötigt etwa 20min. Täglich können etwa 70 Schiffe mit einer Gesamtlast von 45 000t transportiert werden. Die zulässige Schiffsgröße beträgt 1000t.
 
Die Konstruktionsweise des Schiffshebewerks Rothensee ist die eines Schwimmerhebewerks, vergleichbar mit dem Schiffshebewerk Henrichenburg. Sie beruht auf den patentierten Plänen von Rudolf Mussaeus. Der 85m lange und 12,2m breite Trog des Schiffshebewerks wird durch zwei 36m hohe Tauchschwimmkörper mit einem Durchmesser von 10m in der Schwebe gehalten. Die Schwimmkörper tauchen in zwei 60m tiefe Tauchschächte ein. Die Schwimmkörper sind in drei Kammern geteilt und jede Kammer ist ihrer Tauchtiefe entsprechend mit Druckluft gefüllt, um eine Implosion zu verhindern. Der Auftrieb dieser Schwimmkörper sorgt dafür, dass ein Gleichgewicht zum 5 400t schweren Trog, inklusive Schiffs- bzw. Wasserlast, entsteht. Die Bewegung des Trogs erfolgt über vier Gewindespindeln mit einer Länge von 27,30m und 42cm Durchmesser, an denen der Trog elektrisch auf- und abbewegt wird. Durch das zwischen Trog und Schwimmkörpern bestehende statische Gleichgewicht ist für die Bewegung nur die Massenträgheit und die Reibung zu überwinden. Die Leistung für die Hubbewegung liegt daher unter 500kW. Die vier Spindeln werden von acht 44kW-Elektromotoren bewegt.

Diese Bauweise war gewählt worden, da zum Zeitpunkt der Errichtung der Anlage eine Schleuse über diesen Höhenunterschied technisch noch nicht zu realisieren war. Außerdem sparte man so Pumpkosten. Die heute parallel bestehende Schleuse muss im Laufe eines Jahres bis zu 110 Mio.m³ Wasser zurück pumpen. Dies entspricht in etwa dem gesamten Inhalt der Rappbode-Talsperre. Die Pumpkosten betragen nach den heutigen Stromkosten pro Schleusung ca. 300€ betragen. Das Schiffshebewerk benötigt für eine Berg- oder Talfahrt lediglich 3,75€.

Die Gesamthöhe des Schiffshebewerks, gemessen von der Sohle der unterirdischen Schwimmschächte bis zu den oberen Querträgern, beträgt 97,21m. Der Wasserstand im Trog beträgt normalerweise 2,50m.
 
Zum Bau der 1938 eingeweihten Anlage wurden 225.000m² Erde bewegt und 55.000m² Beton benötigt. Am Bau war neben dem Magdeburger Krupp-Grusonwerk, die Gutehoffnungshütte Oberhausen (Werk Sterkrade), das MAN Werk Gustavsburg und die Siemens-Schuckertwerke beteiligt. In unmittelbarer Nachbarschaft zum Schiffshebewerk entstand die Werkssiedlung Siedlung Schiffshebewerk.
 
Bis zur Stillegung hat das Schiffshebewerk Magdeburg-Rothensee etwa 800 000 Trogfahrten durchgeführt, ohne dass es zu größeren Störungen gekommen wäre. In den Jahren 1980/1981 erfolgte über 18 Monate eine Generalreparatur.

  

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